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6. Hexenverfolgung in Neustettin

„Zum Galgenberg ging der Schreckenszug hin.

Zu befreien von Jammer die Stadt Neustettin.

Seit fünfzehn Hundert Neunzig und zwei

War’s mit neun und vierzig Hexen vorbei.”

Ein Notgeldschein aus einer Serie zur Hexenverfolgung in Neustettin – Archiv Pommersches Landesmuseum

Zahlreichen Hexenprozesse fanden in Neustettin insbesondere in den Jahren 1585 – 1592 statt. Max von Stojentin schreibt sogar von der Ausrottung ganzer Familien. Aktenbasiert nennt er eine Zahl von 22 Opfern für diesen Zeitraum von 7 Jahren, vermutet jedoch ein deutlich größeres Ausmaß der Tat und nennt dazu die Indizien („Kulturgeschichtliche Bilder aus den letzten 100 Jahren der pommerschen Selbstständigkeit“, S. 14 http://www.anton-praetorius.de/downloads/Hexen-%20und%20Zauberwesen%20in%20Pommern.pdf). 

Erhebung auf dem Friedhof in Neustettin – Foto: Pommersches Landesmuseum

Lokalhistoriker im heutigen Neustettin weisen auf den Hügel neben dem Kriegsfriedhof als einen Ort der damaligen Hinrichtungen hin. In den 1970er Jahren wurde dort ein Funkmast errichtet. Trotz der vielen Änderungen besteht möglicherweise eine Ähnlichkeit in der Form des Hügels zwischen dem Galgenberg, wie es heute aussieht und dem auf der entsprechenden Banknote zur Serie.

Die Notgeld-Serie aus dem Jahr 1921 stellt eine recht spezifische Form der Erinnerung an die Hexenprozesse in Neustettin dar. Wegen der Hyperinflation wurden damals lokal Geldscheine gedruckt. In Neustettin wurde für drei solche Scheine im Wert von jeweils 50 Pfennig die Geschichte der Hexenverfolgung aufgegriffen. Die bunten Cartoons zeigen drastische Szenen der Inhaftierung, Verurteilung und Hinrichtung auf dem Scheiterhaufen.

„Durch bösen Spruch und Zauberwesen,

Ist Neustettin in Not gewesen.

Das Volk kam schreiend zum Richter gerannt,

Helft uns! daß die Hexen werden verbrannt.“

Archiv Pommersches Landesmuseum

Alle drei Scheine der Hexenprozess-Notgeld-Serie der Stadt Neustettin sind 1921 erschienen und haben den Wert von 50-Pfennig. Auf der Rückseite befindet sich jeweils das Stadtwappen von Neustettin. Alle drei Scheine haben eine Größe von 90×64 mm. Auf jedem Schein befindet sich jeweils passend zur Grafik ein gereimter Spruch.

Archiv Pommersches Landesmuseum

„Der oberste Rat, der die Stadt wollte retten.

Legte die Zaubrer und Hexen in Ketten.

Sie wurden verurteilt und seht hier im Bild

Steht auch der Scharfrichter, grausig und wild.“

Archiv Pommersches Landesmuseum