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24. Ein Rückblick auf die Kabinettausstellung im Pommerschen Landesmuseum

„Articuli inditionales des fürstlichen advocati fisci, anklegers an einem, contra Sidoniam Borcken, beklagtin am anderen theill, in puncto veneficij aliorumque diversorum criminum“ – diese Zeilen wirken wie als Vehikel in eine andere Zeit.

Die schwungvollen Buchstaben der ausgestellten Dokumente versetzten die Besucherinnen und Besucher der Kabinettausstellung mit Gerichtsakten Sidonia von Borckes in die Schreibstube des Stettiner Hofgerichts. Dort wurde am 2. Dezember 1619 die Anklageschrift gegen diese pommersche Adelige verfasst. Ihre Prozessakten standen zusammen mit der Klageschrift im Mittelpunkt der Sonderausstellung im Pommerschen Landesmuseum.

Aus konservatorischen Gründen konnten sie nur vom 29. Juli bis zum 1. August 2021 ausgestellt werden. In diesem kurzen Zeitraum haben rund 2.100 Personen die Originale in Augenschein genommen. Mehrere Führungen in deutscher und polnischer Sprache fanden eine große Resonanz. Stets hat die Ausstellung starke Emotionen bei den Betrachtenden ausgelöst und zog auch Expertinnen und Experten an.

Die Ausstellung wurde zum Begegnungsort für Sidonias Freunde und Forscher. Die Stettiner Stiftung „Ścieżkami Pomorza” organisierte eine Studienreise. Viele Interessierte reisten auch individuell an. Zulätzt die Stadtführer Małgorzata Duda und Tomasz Duda – hier auf einem gemeinsamen Erinnerungsfoto mit der Kulturreferentin Dorota Makrutzki.

Die Inszenierung der Akten war minimalistisch, Farben und Grafiken sehr zurückhaltend. Im Mittelpunkt sollten schließlich die Originale stehen. Diese zwischen 1605 und 1620 angefertigten Manuskripte werden im Landesarchiv Greifswald aufbewahrt. Zum 400. Todestag Sidonia von Borckes hat das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege ihre Restaurierung in Angriff genommen. Knapp ein Jahr später wurden sie nach diesem aufwendigen Prozess im Pommerschen Landesmuseum erstmals einer breiten Öffentlichkeit wieder präsentiert.

An der Umsetzung der Ausstellung waren Kuratoren des Pommerschen Landesmuseums maßgeblich beteiligt. Für angehende Geschichtswissenschaftler und Wisenschaftlerinnen, die während der Projektvorbereitung ihr Praktikum im Landesmuseum absolvierten, stellte sie eine wunderbare Gelegenheit die Geschichte greifbar zu erleben…

In absehbarer Zeit sollen sie online für Forscherinnen und Forscher sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger ohne Einschränkungen zugänglich sein. Der Fall Sidonia bietet vielfältige Einblicke in die gesellschaftlichen Verhältnisse und in die Arbeitsweise pommerscher Gerichte. Zudem ist er ein wichtiger Bestandteil der für Pommern noch nicht vollständig erforschten Verfolgung von Hexen und Zauberer.